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Frühkindliche Reflexintegration

Was sind frühkindliche Reflexe?

Reflexe sind motorische Reaktionen auf Reize. Frühkindliche Reflexe sind motorische Reaktionen auf Reize vor, während und nach der Geburt (die meisten sollten innerhalb des ersten Lebensjahres integriert werden). Jeder einzelne dieser frühkindlichen Reflexe hat eine wichtige Aufgabe in der Entwicklung des Babys.

Wie werden die Reflexe integriert?

Indem das Baby (entscheidend ist vor allem das erste Lebensjahr) verschiedene Bewegungsmuster ausführt, wird die Entwicklung des Gehirns angeregt und endet mit der Integration der Reflexe.

Das Gehirn benötigt zur Reifung die Stimulierung durch die verschiedenen Sinne (vor allem Gleichgewichtssinn, Tiefensensibilität und Tastsinn).

Die Verbindungen der Reizweiterleitungen im Gehirn werden dadurch angelegt und durch ständiges Wiederholen gefestigt und zu Bewegungsmustern. Das Ausbilden der Myelinschichten führt darüber hinaus dazu, dass die Reizweiterleitung immer schneller von statten gehen kann.

Wenn allerdings – aus welchem Grund auch immer – diese Bewegungen nicht ausreichend ausgeführt werden, kann das Gehirn nicht ausreichend reifen. Dies kann dann zu Problemen im weiteren Leben führen.

Welche Ursachen können nicht integrierte Reflexe haben?

Schwangerschaft:

  • komplizierte Schwangerschaft
  • starke Übelkeit
  • drohende Fehlgeburt
  • schwere Erkrankungen (vor allem während der ersten 12 Wochen und in den Wochen 26 bis 30)
  • körperliche Beschwerden der Mutter (hoher Blutdruck, Schwangerschaftsdiabetes)
  • Suchtmittelmissbrauch (schon kleinste Mengen)
  • Plazentainsuffizienz
  • Unterversorgung

Geburt:

  • sowohl sehr lange Geburtsvorgänge als auch sogenannte Sturzgeburten
  • Plazentaablösung
  • jedwede fötale Notlage während der Geburt (Sauerstoffunterversorgung etc.)
  • Geburten > zwei Wochen vor sowie nach dem eigentlichen Geburtstermin
  • Nabelschnurumwicklungen (vor allem um den Hals)
  • Steißgeburt
  • Kaiserschnitt
  • Geburt mit mechanischen Hilfsmitteln

Neugeborenes:

  • geringes Geburtsgewicht
  • schlechte Sauerstoffsättigung
  • Wiederbelebung notwendig
  • Brutkasten
  • deformierter Schädel
  • Verletzungen des Schädels (Quetschungen etc.)
  • ausgeprägter Neugeborenen Ikterus
  • Probleme mit der Nahrungsaufnahme

Säuglings und Kleinkindzeit:

  • heftige Krankheiten mit hohem Fieber und/oder Krampfanfällen

Welche Auswirkungen haben nicht vollständig integrierte frühkindliche Reflexe?

Motorisch

  • Schwierigkeiten mit dem Anziehen
  • persistierendes Daumenlutschen (über das Alter von 5 Jahren hinaus)
  • spätes Erlernen der Sprache und/oder des Laufens
  • Bettnässen über das Alter von 5 Jahren hinaus
  • spätes/erschwertes Erlernen des Fahrradfahrens
  • insgesamt motorisch ungeschickt
  • ungeschickter Pinzettengriff
  • schlechte Stifthaltung
  • unsauberes Schriftbild

Gesundheitlich

  • Infektanfälligkeit
  • Allergieneigung

Emotional

  • allgemeine Ängstlichkeit (Dunkelheit, Wasser etc.)
  • geringe und schwer erlernbare Frustrationsgrenze
  • Neigung zu Wutanfällen
  • geringe Konzentrationsfähigkeit
  • geringeres Körpergefühl

Wie kann die Integration nachgeholt werden?

Da die Gehirnreifung anhand von motorischen Bewegungen im Säuglings- und Kleinkindalter von statten geht, gibt es entsprechende Übungen, die sich in passive und aktive Bewegungen unterteilen. Diese sollten über einen Zeitraum von 12-24 Monaten regelmäßig durchgeführt werden.

Ergänzt werden diese Bewegungen durch Übungen zur Vernetzung der Gehirnhälften, der Zentrierung des Körpers und Verbesserung der Konzentration.

Die Anamnese erfolgt durch einen ausführlichen Fragebogen, dessen Auswertung eine erste Übersicht, über die nicht integrierten Reflexe, gibt. Die Schilderung der Entwicklungsschritte sowie einfachen Übungen in der Praxis ergänzen die Anamnese. Da die Reflexe im Säuglingsalter auch einer bestimmten Reihenfolge nach benötigt und dann integriert werden, sollten die Übungen entsprechend der persistierenden Reflexe und deren natürlicher Integration ausgewählt werden.

Der Aufwand beträgt 5-10 Minuten täglich und kann spielerisch in den Alltag eingebaut werden.

Was sollte auch geklärt werden?

Da Entwicklung immer ganzheitliche betrachtet werden sollte, sollte auch ein Blick auf den Tagesablauf, die Ernährung und damit der ausreichenden Versorgung an Mikronährstoffen und Vitaminen geworfen werden.

Gerne berate ich Sie ausführlich während eines Telefonats oder vor Ort.

Quellen:
Dr. Harald Blomberg: „Bewegungen, die heilen“ 
Bärbel Hölscher: „Kraftvoll! Reflexe prägen das Leben“